Szene
aus dem Film "Die zehn Gebote" von 1923

Wenn ich an Ägypten denke, muss ich wissen, dass unser
heutiges Bild von Ägypten stark durch das Internet, die Werbung, aber vor allem
durch Filme und Bücher beeinflusst wird. Häufig sehen wir in Kinofilmen aus
Hollywood Sklaven, die Pyramiden und Tempel bauen, oder Mumien, die aus ihren
Gräbern aufsteigen und die Forscher jagen. Das sieht alles ganz spannend aus
und klingt auch sehr interessant, entspricht aber überhaupt nicht der Wahrheit.
Das rührt hauptsächlich daher, dass die Filme nur aufregend sein sollen, und
da bleibt die Realität leider meistens auf der Strecke. Regisseure haben sich
bei ihren Filmen in den letzten Jahren nur selten von Wissenschaftlern wie z.B.
Ägyptologen beraten lassen, und so kam es zu solchen Missverständnissen, dass
Sklaven in Ägypten gehalten wurden und dass Mumien wieder zum Leben erwachen.

Die Ägyptologie ist außerdem eine noch junge Wissenschaft im Vergleich zu anderen
Disziplinen. 1822 gelang es dem Franzosen Jean-François Champollion erstmals,
die Bedeutung der Hieroglyphen zu erkennen und die Schrift zu entziffern. Erst
seitdem kann man die Texte der Ägypter wieder lesen und verstehen, was heute
die Grundlage jeder wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem alten Ägypten bildet.
So haben Ägyptologen, die sich intensiv mit der Geschichte und der Sprache des
alten Ägypten beschäftigen, nichts gemeinsam mit so genannten „Ägyptomanen“.
Unter Ägyptomanen verstehen wir Personen, die z.B. ihre Häuser in ägyptischem
Stil einrichten oder dekorieren, ohne Wert darauf zu legen oder darauf zu achten,
ob die Dekoration geschichtlich richtig ist. Sie beschäftigen sich zwar mit
dem alten Ägypten, verstehen es aber nicht richtig und ändern die ägyptische
Dekoration so um, wie es ihnen gerade gefällt. Ägyptomanie ist also eine Mode,
die auf Faszination und ehrlicher Begeisterung beruht, aber nicht auf wissenschaftlichen
Erkenntnissen. Ägyptomanie war vor allem vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit
in das 19. Jahrhundert hinein eine sehr beliebte Art, sich mit dem alten Ägypten
zu beschäftigen. Dieser eher sorglose Umgang mit diesem Thema ist eigentlich
sehr schade, da so vieles von der Geschichte Ägyptens verloren geht oder falsch
verstanden wurde. Und ähnlich ist es auch heute mit der falschen Umsetzung ägyptischer
Themen oder Motive in Filmen.
Abb. unten rechts: Beispiel für ein als Pyramide gestaltetes Grabmonument
auf dem Friedhof Cimitero Monumentale in Mailand:
Ein weiteres großes Missverständnis ist z.B. auch, dass Ausgräber von
Gräbern gleichzusetzen sind mit Grabräubern. Die Grabausgräber sind natürlich
Archäologen, also spezialisierte Wissenschaftler, die die Gräber und deren Inhalte
sorgfältig freilegen, bewahren, erforschen und veröffentlichen. Grabräuber hingegen
brechen in Gräber ein, stehlen die wertvollen Grabbeigaben und richten ansonsten
große Zerstörungen an, durch die wertvolles Wissen vernichtet wird.
Wenn wir uns heute mit dem alten Ägypten beschäftigen, ist es daher sehr wichtig,
uns bewusst zu sein, dass unser heutiges Ägypten-Bild in eine falsche Richtung
beeinflusst ist von vielen Informationen wie z.B. Filmen oder dem Internet.
So müssen wir vorsichtig sein mit dem, was uns dort erzählt und vermittelt wird,
und müssen uns stattdessen unser eigenes Bild von Ägypten machen. Wenn Du jetzt
also Lust bekommen hast, Dich ein bisschen mehr über die Welt der alten Ägypter
zu informieren, dann schau doch einfach in das Lexikon „Ägypten
von A bis Z“ rein und mache Dir selbst ein Bild.