Jenseits
Nach altägyptischer Vorstellung brauchte der Verstorbene
seinen Körper, um “weiter leben“ zu können. Das menschliche Dasein wurde nicht
durch den Tod beendet, sondern in eine andere Welt versetzt, die als “Jenseits“
bezeichnet wird. Sie ist wie ein Spiegelbild der Welt der Lebenden, das heißt,
auch im Jenseits kann oder muss man essen, arbeiten, schlafen oder spielen.
Das Land Ägypten, die Unterwelt und der Himmel bildeten den Kosmos der Ägypter.
Ägypten mit dem fruchtbringenden Nil stand für seine Bewohner im Zentrum ihres
Lebens. Da die Ägypter an ein Weiterleben nach dem Tode glaubten, verwendeten
sie schon zu Lebzeiten, also im Diesseits, große Sorgfalt auf die Vorbereitung
für ihr jenseitiges Leben: So gaben die Leute aus der Oberschicht den Bau eines
Grabes und die Herstellung einer Grabausstattung sowie zahlreicher Grabbeigaben
frühzeitig in Auftrag. Der Aufwand für die Mumifizierung wurde festgelegt, und
es wurden außerdem verschiedene Texte mit magischen Sprüchen ausgesucht, die
den Verstorbenen auf der Reise ins Jenseits beschützen sollten. Die einfache
Bevölkerung konnte sich einen so hohen Aufwand nicht leisten. Ihre Bestattungen
waren sehr viel schlichter.
Unterwelt
Die Unterwelt ist das Reich des Totengottes Osiris.
Einlass fand der Verstorbene nur, wenn er das Totengericht
mit dem Abwiegen seines Herzens bestanden hatte. Durfte der Tote – dank seiner
guten Lebensführung – in die Unterwelt einziehen, so vereinigte er sich mit
Osiris. Diese Verbindung garantierte ihm, dass sein Körper, also seine Mumie,
für immer erhalten blieb und damit sein ewiges Leben gesichert war.
Himmel
Der Himmel galt als Reich des Sonnengottes Re.
Seit etwa 1550 vor Christi Geburt stellte man sich neben Totengericht und Unterwelt
auch vor, dass der Tote zum Himmel in die Sonnenbarke aufsteigen konnte; er
gehörte dann in die Gefolgschaft des Sonnengottes Re. Als Sonne geht Re jeden
Morgen im Osten auf, fährt dann in seiner Barke über den Himmel, geht abends
im Westen unter und morgens wiederum im Osten auf. Dieser nie endende Kreislauf
ermöglichte dem Verstorbenen ein Weiterleben, das sich wie der Sonnenlauf ständig
erneuerte und somit ewig dauerte..
Im Laufe der ägyptischen Geschichte wurde das Jenseits mal mehr dem Himmel oder
mal mehr der Unterwelt zugeordnet. Die grundsätzliche Überzeugung, dass ihr
irdisches Leben sich im Jenseits wie gewohnt, aber ohne zeitliche Begrenzung
fortsetzte, änderte sich dagegen nicht.