Schule

Bei diesem Wort denkst Du sicher sofort an Klassenzimmer in einem festen Gebäude, an eigens für die Schule tätige Lehrer und viele verschiedene Unterrichtsfächer. Und an die allgemeine Schulpflicht, die heute bei uns für alle Kinder gilt. Das hat es in Ägypten alles noch nicht gegeben! Aber es gab zu allen Zeiten den Ausbildungsberuf „
Schreiber“, und weil Lesen und Schreiben bei uns in der Schule gelernt werden, nennt man die ägyptische Ausbildung zum Schreiber gern auch „Schule“.


Das erst einmal zur Begriffsklärung, aber nun: Wie sah diese speziell ägyptische „Schule“ aus, was und wie lernte man dort, wer lernte dort, und wer unterrichtete die Schüler?
Das lässt sich nicht mit einem Satz beschreiben, denn immerhin hast Du es mit Quellen (schriftlichen, bildlichen und gegenständlichen Belegen für das Thema) aus rund 3.000 Jahren zu tun. Während eines so langen Zeitraums hat sich auch die ägyptische „Schule“ sehr gewandelt. Eines nur blieb immer gleich: Zugang zum Lesen- und Schreibenlernen hatten nur die Jungen, nicht aber die Mädchen. Und auch nicht alle Jungen überall im Land, sondern nur die, deren Väter auch schon zum Schreiber ausgebildet worden waren, also die Beamten. Beamtensöhne hatten also als einzige die Chance, zu solchem Wissen zu gelangen und dann in die beruflichen Fußstapfen ihrer Väter zu treten.

Im Alten Reich war das ganz einfach: Die Väter nahmen ihre Söhne mit ins Büro und unterrichteten sie dort selbst; dabei lernten die Jungen auch gleich, wie man sich im Büro benimmt, wie man Vorgesetzte zu grüßen, Bittsteller zu behandeln und selbstbewusst aufzutreten hat. Auf diese Weise erzogen sich die Väter ihre eigenen Nachfolger, was die Ägypter „Stab des Alters“ nannten: Auf diese gut ausgebildeten Söhne wollte sich der alt gewordene Beamte eines Tages wie auf einen Spazierstock stützen. Diese Ausbildung vom Vater auf den Sohn gab es auch später noch zu allen Zeiten, doch entwickelte sich aus dem Einzelunterricht in einem Schreibbüro nach einer Weile Gruppenunterricht, das heißt, ein Beamter bildete mehrere Jungen, z.B. auch die Söhne seiner Kollegen und Vorgesetzten, aus. Der nächste Schritt war ein eigener Raum, in dem der Unterricht stattfand, und so allmählich entstand so etwas wie eine Schule mit Klassenzimmern – zuerst am Palast des Königs für dessen Söhne und eigens als deren Kameraden ausgesuchte Beamtensöhne, dann an den großen Schreibbüros der Residenz, schließlich auch an den Tempeln.

Eine wichtige Rolle spielte dabei eine etwas geheimnisvolle Einrichtung, das „Lebenshaus“, von dem wir nicht genau wissen, wo es sich in den früheren Epochen befand. In der Spätzeit jedenfalls besaß jeder Tempel ein solches Lebenshaus, in dem die Papyrusrollen mit religiösen, medizinischen und mathematischen Texten aufbewahrt wurden. Dorthin wurden die Schreibschüler geschickt, wenn sie schon fortgeschritten waren, damit sie diese wichtigen Texte kennen lernten oder sogar abschrieben.

Was und wie wurde unterrichtet? Zu den Unterrichtsfächern gehörten in erster Linie Schreiben, Lesen und Rechnen, aber auch Sport. Stets lernten die Schüler Hieroglyphen und eine vereinfachte Schreibschrift für den Gebrauch auf Papyrus. Die Schreibübungen der Schüler sind uns als Wörter, einzelne Sätze oder längere Textpassagen auf Funden überliefert, vor allem auf den Notizzetteln des Altertums, Kalksteinsplittern und Keramikscherben. Die Lehrer hielten viel vom Auswendiglernen und ließen nach Diktat schreiben.

Mathematische Kenntnisse brauchte ein zukünftiger Beamter natürlich auch, um z.B. die Abgaben der Bauern zu erfassen, die Steuerhöhe zu errechnen sowie das Ackerland nach der Nilüberschwemmung neu zu vermessen. Es gibt Hinweise, dass vor allem das Kopfrechnen geübt wurde! Und schließlich: Sportliche Übungen dienten der Fitness und Geschicklichkeit, Schwimmen wurde eigens unterrichtet.