
- Tutanchamun war einer der bedeutendsten Pharaonen
überhaupt.
- Es gibt den Fluch des Tutanchamun bzw. einen Fluch
des Pharao.
- Die Hieroglyphen sind eine Geheimschrift.
- Neuägyptisch ist Arabisch.
- Cheops war ein grausamer Herrscher, er benutzte Sklaven
für den Pyramidenbau.
- Es gibt Texte und Reliefs in den Großen Pyramiden
von Giza.
- Alle Ägypter wurden in Pyramiden bestattet.
- Alle Ägypter wurden mumifiziert.
- Königin Kleopatra war eine Ägypterin.
- Alle Sphingen sind weiblich
Tutanchamun war einer der bedeutendsten Pharaonen überhaupt
Tutanchamun war erst 9 oder 10 Jahre alt, als er auf den Thron Ägyptens
gelangte. Da er schon mit 18 oder 19 Jahren starb, hatte er nie die Chance,
ein großer König zu werden. Die eigentliche Herrschaft übte nicht er, sondern
seine hohen Beamten, sein Heerführer Haremhab und sein Erzieher Eje aus.
Sein Vorgänger, Pharao Echnaton, hatte die Religion in Ägypten geändert.
Im Gegensatz zu früher wurden nicht mehr viele Götter verehrt, sonder nur
noch ein einziger. Echnaton machte den Sonnengott Aton zum einzigen Gott
des Reiches. Außerdem verließ er die damalige Hauptstadt Theben (das heutige
Luxor), um eine neue zu gründen. Diese hieß Achet-Aton, im Deutschen bedeutet
das „Horizont des Aton“. Die meisten Ägypter und besonders die Priester
fanden das jedoch überhaupt nicht gut. Tutanchamun bzw. seine Beamten und
Berater machten daher Echnatons Änderungen rückgängig. Jetzt durften wieder
viele Götter gleichzeitig in Ägypten verehrt werden, und Theben wurde wieder
zur Hauptstadt. Es kehrte Frieden im Land ein. Von daher ist auch die kurze
Regierungszeit Tutanchamuns eine wichtige Zeit für Ägypten gewesen, aber
da er schon so früh starb, konnte er keine großen Taten, wie zum Beispiel
Ramses II., vollbringen. Sein Grab ist allerdings sehr bedeutend, da es
das einzige Pharaonengrab ist, das nicht von Grabräubern geplündert wurde.
Abb.: RPM-Plakat zur Sonderausstellung 1976:
Das Plakatmotiv zeigt das Detail von einem der goldenen Eingeweidesärge
aus dem Grabschatz des Tut-anch-Amun, um 1330 v. Chr.
- Es gibt den Fluch des Tutanchamun bzw. einen
Fluch des Pharao
Entgegen allen Gerüchten ist Howard Carter, der Entdecker und Ausgräber
von Tutanchamuns Grab; nicht an den Folgen eines Fluchs gestorben. Im Gegenteil,
er starb erst 17 Jahre nach der Entdeckung des Grabes in Kensington, London.
Aber vor allem der Tod seines Geldgebers Lord Carnarvon gab Anlass zu der
Entstehung des Gerüchts von einem Fluch. Er starb zwar schon etwa ein halbes
Jahr nach Entdeckung des Grabes, die Ursache war aber ein Moskitostich,
der sich entzündete, als er sich beim Rasieren geschnitten hatte. Er starb
daraufhin an Blutvergiftung, die man 1922 medizinisch noch nicht behandeln
konnte (Antibiotika gibt es erst seit 1939). Ein Fluch war also nicht die
Ursache dieses Unglücks.
- Die Hieroglyphen sind eine Geheimschrift
Die Hieroglyphen sind keine Geheimschrift. Seit der Entzifferung durch Jean-François
Champollion im Jahre 1822 ist bekannt, wie die Hieroglyphen zu lesen sind.
Mit Hieroglyphen bezeichnet man die Schrift der alten Ägypter, die auch
häufig mit einer Bilderschrift verwechselt wird. Die über 700 Schriftzeichen
geben zwar Bilder von allem, was die Ägypter in der Natur und in ihrer Kultur
umgab, wieder. Aber es handelt sich in erster Linie um eine Lautschrift,
allerdings komplizierter als unsere Buchstabenschrift. Der Begriff Hieroglyphe
stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt so viel wie „heilige
eingemeißelte Zeichen“, weil die Schrift vor allem auf den steinernen
Wänden von Tempeln, Gräbern und Stelen verwendet wurde. Dort sahen die griechischen
Reisenden und Geschichtsschreiber zuerst die ägyptischen Schriftzeichen
und gaben ihnen in ihrer Sprache einen Namen.
- Neuägyptisch ist Arabisch
Neuägyptisch hat nichts mit dem Arabischen zu tun, das die Menschen heute
in ganz Nordafrika und Vorderasien, z.B. in Ägypten, auf der Arabischen
Halbinsel oder in Tunesien, sprechen. Neuägyptisch ist eine Entwicklungsstufe
der Sprache, die die alten Ägypter gesprochen haben. Sie wird auch mit Hieroglyphen
geschrieben und war von etwa 1550 bis 750 vor Christus in Benutzung. Heute
ist sie wie auch alle anderen ägyptischen Sprachstufen (Alt- und Mittelägyptisch)
„ausgestorben“, und nur Ägyptologen können diese Sprache lesen und verstehen.
- Cheops war ein grausamer Herrscher, er benutzte
Sklaven für den Pyramidenbau
Immer wieder liest man in Romanen oder sieht auch in Hollywood-Filmen, dass
es Sklaven im alten Ägypten gegeben hat. Diese werden gezeigt, wie sie unter
Zwang zum Beispiel die Pyramide des Pharao Cheops bauen müssen. Cheops wird
deshalb gern als grausamer Herrscher dargestellt, und als solcher galt er
auch lange in der Wissenschaft. Doch dieses Bild geht auf griechische Historiker
wie zum Beispiel Herodot zurück. Herodot reiste aber erst rund 2000 Jahre
nach der Regierungszeit des Cheops durch Ägypten. Er fand die Pyramiden
in ihrer Größe so überwältigend, dass er sich ihre Errichtung nur mit Hilfe
Hunderttausender von Sklaven vorstellen konnte; nur ein grausamer Herrscher
war zu einer solchen unmenschlichen Ausbeutung fähig, glaubte Herodot, der
auch auf viele andere Klatschgeschichten seiner Reiseführer hereinfiel.
In Wirklichkeit aber ist der Bau der Pyramiden auf den Glauben der Ägypter
zurückzuführen, den Herodot nicht verstand. Es waren auch keine Sklaven,
die dieses Weltwunder errichteten, sondern bezahlte Staatsarbeiter, die
im Rahmen einer allgemeinen Arbeitspflicht beim Bau beschäftigt waren. Es
ist wohl wahr, dass die Arbeit nicht einfach war, und es gab mit Sicherheit
auch Unfälle, aber die Arbeiter wurden nicht schlecht behandelt; viele waren
speziell für den Pyramidenbau ausgebildet. Es gab zu dieser Zeit keine Sklaven
in Ägypten!
- Es gibt Texte und Reliefs in den Großen Pyramiden
von Giza
Was, keine Bilder und Texte in den Großen Pyramiden von Giza? Stimmt! In
diesen drei Pyramiden der 4. Dynastie (Cheops, Chephren, Mykerinos) gibt
es keine Darstellungen oder Inschriften, wie wir sie aus Tempeln oder anderen
Gräbern kennen. An den Wänden der dunklen und engen Gänge herrscht gähnende
Leere, was ihnen jedoch nichts von ihrer Faszination nimmt. Allerdings sind
diese drei ja nicht die einzigen Pyramiden, die in Ägypten stehen. Auch
andere Herrscher haben sich Gräber in Pyramidenform errichten lassen. Besonders
wichtig für die Ägyptologen ist dabei die Pyramide des Königs Unas. Er war
der letzte Herrscher der 5. Dynastie und der erste, der sich Texte an die
Wände seiner Pyramide hat schreiben lassen. Die Forscher nennen diese Texte
Pyramidentexte nach ihrem Fundort. Da es sich um wichtige religiöse Texte
handelt, die den Aufstieg des toten Königs zum Himmel und zu ewigem Leben
sichern sollten, haben alle Könige nach Unas Pyramidentexte in ihren Gräbern
anbringen lassen. Pyramiden mit Bildern und Texten gibt es somit erst etwa
200 Jahre nach dem Bau der Großen Pyramiden von Giza.
- Alle Ägypter wurden in Pyramiden bestattet
Es gibt zwar eine große Zahl von Pyramiden in Ägypten, aber nicht jeder
Ägypter ließ sich in einer solchen begraben. Grundsätzlich war die Pyramide
Königen und (in viel kleinerer Form) ihren Gemahlinnen vorbehalten. Die
wirklich bedeutenden Pyramiden stammen aus dem Alten Reich (um 2650-2150
v. Chr.). Auch im Mittleren Reich wurden die Herrscher noch in Pyramiden
bestattet, die aber wesentlich kleiner und oft nur aus Lehmziegeln, nicht
ganz aus Stein erbaut waren. Erst im Neuen Reich entwickelte sich eine ganz
neue Grabform, die in langen Gängen und großen Kammern in den Fels gehauen
wurde. Solche Felsgräber sind besonders aus dem Tal der Könige in Theben-West
bekannt. Auch die Angehörigen der herrschenden Oberschicht, hohe Staatsbeamte,
Schreiber, Priester, Generäle und hochrangige Handwerker, konnten sich ein
Grab anlegen lassen. Dies hatte aber nie die Form einer königlichen Pyramide,
es konnte höchstens eine kleine Pyramide (Pyramidion) über dem Eingang als
Dekoration besitzen.
Alle Ägypter wurden mumifiziert
Dass die Ägypter mumifiziert worden sind, ist natürlich kein Irrtum. Aber
nicht jeder konnte sich eine Mumifizierung leisten. Das war nämlich eine
teure Angelegenheit, für die nur die reichen Leute die notwendigen Mittel
besaßen. Für den Prozess der Mumifizierung wurden viele verschiedene und
kostbare Öle verwendet sowie wertvolle Leinenbinden. Den Verstorbenen wurden
auch Schmuck und Amulette beigegeben, die aus Gold oder Edelsteinen bestanden.
So war die Mumifizierung für die armen Leute zu teuer, auch konnten sie
sich keine Grabanlage leisten. Daher bestatteten sie ihre Verstorbenen einfach
weit draußen in der Wüste, nachdem sie sie in Stoffe, geflochtene Matten
oder Lederhäute gehüllt hatten. Der heiße Wüstensand bewirkte dann oft eine
natürliche Mumifizierung durch Austrocknung.
- Königin Kleopatra war eine Ägypterin
Das ist so ist nicht ganz richtig. Kleopatra wuchs zwar in Ägypten auf und
wurde später Herrscherin über dieses Land. Ihre Vorfahren stammten aber
aus Nordgriechenland, dem Königreich Makedonien. Sie kamen mit Alexander
dem Großen nach Ägypten, wo dessen Feldherr Ptolemaios nach dem Tod Alexanders
die Herrschaft übernahm und eine neue Dynastie gründete. Die Herrscher dieser
Dynastie hießen alle Ptolemaios, mit einem weiteren Zusatznamen zur Unterscheidung.
Deshalb spricht man in der Wissenschaft von "Ptolemäern" und "Ptolemäerzeit".
Kleopatra VII. war die letzte Königin aus diesem Herrscherhaus, bevor die
Römer Ägypten zu einer Provinz des Römischen Reiches machten.
- Alle Sphingen sind weiblich
Besonders der Große Sphinx von Giza wird immer wieder mit „die Sphinx“ bezeichnet.
Das ist allerdings falsch, da dieser nämlich einen männlichen Herrscher,
vermutlich den Pharao Chephren, darstellt. Der Sphinx ist eine Mischung
aus Löwenkörper und Menschenkopf. Das Bildnis ist durch das Königskopftuch
als Darstellung eines Pharaos gekennzeichnet und besaß ursprünglich auch
einen Königsbart. Pharaonen haben sich häufig als Sphinx abbilden lassen,
da der Löwe als besonders deutliches Symbol für die Macht der ägyptischen
Herrscher galt. Nur ganz selten einmal konnte sich auch eine Frau als Sphinx
wiedergeben lassen, solche Bilder sind von Hatschepsut, die als Pharao regierte,
sowie von Teje und Nofretete, Mutter und Ehefrau des Königs Echnaton, überliefert.
Der Irrtum, dass alle Sphingen weiblich sind, kommt aus der griechischen
Kunst. Hier trifft die Bezeichnung „die Sphinx“ nämlich tatsächlich zu.
Sphingen werden hier mit Frauenkopf und manchmal sogar mit Brüsten dargestellt.
Dieses Motiv findet sich an vielen Stellen in der europäischen Kunst der
Neuzeit seit dem Barock, und deshalb sagen die meisten Leute "die Sphinx",
weil sie den ägyptischen Ursprung, den großen Sphinx von Giza, nicht kennen.