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Die zehn größten Ägypten-Irrtümer

  1. Tutanchamun war einer der bedeutendsten Pharaonen überhaupt.
  2. Es gibt den Fluch des Tutanchamun bzw. einen Fluch des Pharao.
  3. Die Hieroglyphen sind eine Geheimschrift.
  4. Neuägyptisch ist Arabisch.
  5. Cheops war ein grausamer Herrscher, er benutzte Sklaven für den Pyramidenbau.
  6. Es gibt Texte und Reliefs in den Großen Pyramiden von Giza.
  7. Alle Ägypter wurden in Pyramiden bestattet.
  8. Alle Ägypter wurden mumifiziert.
  9. Königin Kleopatra war eine Ägypterin.
  10. Alle Sphingen sind weiblich


  1. Tutanchamun war einer der bedeutendsten Pharaonen überhaupt
    Tutanchamun war erst 9 oder 10 Jahre alt, als er auf den Thron Ägyptens gelangte. Da er schon mit 18 oder 19 Jahren starb, hatte er nie die Chance, ein großer König zu werden. Die eigentliche Herrschaft übte nicht er, sondern seine hohen Beamten, sein Heerführer Haremhab und sein Erzieher Eje aus. Sein Vorgänger, Pharao Echnaton, hatte die Religion in Ägypten geändert. Im Gegensatz zu früher wurden nicht mehr viele Götter verehrt, sonder nur noch ein einziger. Echnaton machte den Sonnengott Aton zum einzigen Gott des Reiches. Außerdem verließ er die damalige Hauptstadt Theben (das heutige Luxor), um eine neue zu gründen. Diese hieß Achet-Aton, im Deutschen bedeutet das „Horizont des Aton“. Die meisten Ägypter und besonders die Priester fanden das jedoch überhaupt nicht gut. Tutanchamun bzw. seine Beamten und Berater machten daher Echnatons Änderungen rückgängig. Jetzt durften wieder viele Götter gleichzeitig in Ägypten verehrt werden, und Theben wurde wieder zur Hauptstadt. Es kehrte Frieden im Land ein. Von daher ist auch die kurze Regierungszeit Tutanchamuns eine wichtige Zeit für Ägypten gewesen, aber da er schon so früh starb, konnte er keine großen Taten, wie zum Beispiel Ramses II., vollbringen. Sein Grab ist allerdings sehr bedeutend, da es das einzige Pharaonengrab ist, das nicht von Grabräubern geplündert wurde.

    Abb.: RPM-Plakat zur Sonderausstellung 1976: Das Plakatmotiv zeigt das Detail von einem der goldenen Eingeweidesärge aus dem Grabschatz des Tut-anch-Amun, um 1330 v. Chr.



  2. Es gibt den Fluch des Tutanchamun bzw. einen Fluch des Pharao
    Entgegen allen Gerüchten ist Howard Carter, der Entdecker und Ausgräber von Tutanchamuns Grab; nicht an den Folgen eines Fluchs gestorben. Im Gegenteil, er starb erst 17 Jahre nach der Entdeckung des Grabes in Kensington, London. Aber vor allem der Tod seines Geldgebers Lord Carnarvon gab Anlass zu der Entstehung des Gerüchts von einem Fluch. Er starb zwar schon etwa ein halbes Jahr nach Entdeckung des Grabes, die Ursache war aber ein Moskitostich, der sich entzündete, als er sich beim Rasieren geschnitten hatte. Er starb daraufhin an Blutvergiftung, die man 1922 medizinisch noch nicht behandeln konnte (Antibiotika gibt es erst seit 1939). Ein Fluch war also nicht die Ursache dieses Unglücks.



  3. Die Hieroglyphen sind eine Geheimschrift
    Die Hieroglyphen sind keine Geheimschrift. Seit der Entzifferung durch Jean-François Champollion im Jahre 1822 ist bekannt, wie die Hieroglyphen zu lesen sind. Mit Hieroglyphen bezeichnet man die Schrift der alten Ägypter, die auch häufig mit einer Bilderschrift verwechselt wird. Die über 700 Schriftzeichen geben zwar Bilder von allem, was die Ägypter in der Natur und in ihrer Kultur umgab, wieder. Aber es handelt sich in erster Linie um eine Lautschrift, allerdings komplizierter als unsere Buchstabenschrift. Der Begriff Hieroglyphe stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt so viel wie „heilige eingemeißelte Zeichen“, weil die Schrift vor allem auf den steinernen Wänden von Tempeln, Gräbern und Stelen verwendet wurde. Dort sahen die griechischen Reisenden und Geschichtsschreiber zuerst die ägyptischen Schriftzeichen und gaben ihnen in ihrer Sprache einen Namen.



  4. Neuägyptisch ist Arabisch
    Neuägyptisch hat nichts mit dem Arabischen zu tun, das die Menschen heute in ganz Nordafrika und Vorderasien, z.B. in Ägypten, auf der Arabischen Halbinsel oder in Tunesien, sprechen. Neuägyptisch ist eine Entwicklungsstufe der Sprache, die die alten Ägypter gesprochen haben. Sie wird auch mit Hieroglyphen geschrieben und war von etwa 1550 bis 750 vor Christus in Benutzung. Heute ist sie wie auch alle anderen ägyptischen Sprachstufen (Alt- und Mittelägyptisch) „ausgestorben“, und nur Ägyptologen können diese Sprache lesen und verstehen.



  5. Cheops war ein grausamer Herrscher, er benutzte Sklaven für den Pyramidenbau
    Immer wieder liest man in Romanen oder sieht auch in Hollywood-Filmen, dass es Sklaven im alten Ägypten gegeben hat. Diese werden gezeigt, wie sie unter Zwang zum Beispiel die Pyramide des Pharao Cheops bauen müssen. Cheops wird deshalb gern als grausamer Herrscher dargestellt, und als solcher galt er auch lange in der Wissenschaft. Doch dieses Bild geht auf griechische Historiker wie zum Beispiel Herodot zurück. Herodot reiste aber erst rund 2000 Jahre nach der Regierungszeit des Cheops durch Ägypten. Er fand die Pyramiden in ihrer Größe so überwältigend, dass er sich ihre Errichtung nur mit Hilfe Hunderttausender von Sklaven vorstellen konnte; nur ein grausamer Herrscher war zu einer solchen unmenschlichen Ausbeutung fähig, glaubte Herodot, der auch auf viele andere Klatschgeschichten seiner Reiseführer hereinfiel. In Wirklichkeit aber ist der Bau der Pyramiden auf den Glauben der Ägypter zurückzuführen, den Herodot nicht verstand. Es waren auch keine Sklaven, die dieses Weltwunder errichteten, sondern bezahlte Staatsarbeiter, die im Rahmen einer allgemeinen Arbeitspflicht beim Bau beschäftigt waren. Es ist wohl wahr, dass die Arbeit nicht einfach war, und es gab mit Sicherheit auch Unfälle, aber die Arbeiter wurden nicht schlecht behandelt; viele waren speziell für den Pyramidenbau ausgebildet. Es gab zu dieser Zeit keine Sklaven in Ägypten!





  6. Es gibt Texte und Reliefs in den Großen Pyramiden von Giza
    Was, keine Bilder und Texte in den Großen Pyramiden von Giza? Stimmt! In diesen drei Pyramiden der 4. Dynastie (Cheops, Chephren, Mykerinos) gibt es keine Darstellungen oder Inschriften, wie wir sie aus Tempeln oder anderen Gräbern kennen. An den Wänden der dunklen und engen Gänge herrscht gähnende Leere, was ihnen jedoch nichts von ihrer Faszination nimmt. Allerdings sind diese drei ja nicht die einzigen Pyramiden, die in Ägypten stehen. Auch andere Herrscher haben sich Gräber in Pyramidenform errichten lassen. Besonders wichtig für die Ägyptologen ist dabei die Pyramide des Königs Unas. Er war der letzte Herrscher der 5. Dynastie und der erste, der sich Texte an die Wände seiner Pyramide hat schreiben lassen. Die Forscher nennen diese Texte Pyramidentexte nach ihrem Fundort. Da es sich um wichtige religiöse Texte handelt, die den Aufstieg des toten Königs zum Himmel und zu ewigem Leben sichern sollten, haben alle Könige nach Unas Pyramidentexte in ihren Gräbern anbringen lassen. Pyramiden mit Bildern und Texten gibt es somit erst etwa 200 Jahre nach dem Bau der Großen Pyramiden von Giza.



  7. Alle Ägypter wurden in Pyramiden bestattet
    Es gibt zwar eine große Zahl von Pyramiden in Ägypten, aber nicht jeder Ägypter ließ sich in einer solchen begraben. Grundsätzlich war die Pyramide Königen und (in viel kleinerer Form) ihren Gemahlinnen vorbehalten. Die wirklich bedeutenden Pyramiden stammen aus dem Alten Reich (um 2650-2150 v. Chr.). Auch im Mittleren Reich wurden die Herrscher noch in Pyramiden bestattet, die aber wesentlich kleiner und oft nur aus Lehmziegeln, nicht ganz aus Stein erbaut waren. Erst im Neuen Reich entwickelte sich eine ganz neue Grabform, die in langen Gängen und großen Kammern in den Fels gehauen wurde. Solche Felsgräber sind besonders aus dem Tal der Könige in Theben-West bekannt. Auch die Angehörigen der herrschenden Oberschicht, hohe Staatsbeamte, Schreiber, Priester, Generäle und hochrangige Handwerker, konnten sich ein Grab anlegen lassen. Dies hatte aber nie die Form einer königlichen Pyramide, es konnte höchstens eine kleine Pyramide (Pyramidion) über dem Eingang als Dekoration besitzen.



  8. Alle Ägypter wurden mumifiziert
    Dass die Ägypter mumifiziert worden sind, ist natürlich kein Irrtum. Aber nicht jeder konnte sich eine Mumifizierung leisten. Das war nämlich eine teure Angelegenheit, für die nur die reichen Leute die notwendigen Mittel besaßen. Für den Prozess der Mumifizierung wurden viele verschiedene und kostbare Öle verwendet sowie wertvolle Leinenbinden. Den Verstorbenen wurden auch Schmuck und Amulette beigegeben, die aus Gold oder Edelsteinen bestanden. So war die Mumifizierung für die armen Leute zu teuer, auch konnten sie sich keine Grabanlage leisten. Daher bestatteten sie ihre Verstorbenen einfach weit draußen in der Wüste, nachdem sie sie in Stoffe, geflochtene Matten oder Lederhäute gehüllt hatten. Der heiße Wüstensand bewirkte dann oft eine natürliche Mumifizierung durch Austrocknung.



  9. Königin Kleopatra war eine Ägypterin
    Das ist so ist nicht ganz richtig. Kleopatra wuchs zwar in Ägypten auf und wurde später Herrscherin über dieses Land. Ihre Vorfahren stammten aber aus Nordgriechenland, dem Königreich Makedonien. Sie kamen mit Alexander dem Großen nach Ägypten, wo dessen Feldherr Ptolemaios nach dem Tod Alexanders die Herrschaft übernahm und eine neue Dynastie gründete. Die Herrscher dieser Dynastie hießen alle Ptolemaios, mit einem weiteren Zusatznamen zur Unterscheidung. Deshalb spricht man in der Wissenschaft von "Ptolemäern" und "Ptolemäerzeit". Kleopatra VII. war die letzte Königin aus diesem Herrscherhaus, bevor die Römer Ägypten zu einer Provinz des Römischen Reiches machten.



  10. Alle Sphingen sind weiblich
    Besonders der Große Sphinx von Giza wird immer wieder mit „die Sphinx“ bezeichnet. Das ist allerdings falsch, da dieser nämlich einen männlichen Herrscher, vermutlich den Pharao Chephren, darstellt. Der Sphinx ist eine Mischung aus Löwenkörper und Menschenkopf. Das Bildnis ist durch das Königskopftuch als Darstellung eines Pharaos gekennzeichnet und besaß ursprünglich auch einen Königsbart. Pharaonen haben sich häufig als Sphinx abbilden lassen, da der Löwe als besonders deutliches Symbol für die Macht der ägyptischen Herrscher galt. Nur ganz selten einmal konnte sich auch eine Frau als Sphinx wiedergeben lassen, solche Bilder sind von Hatschepsut, die als Pharao regierte, sowie von Teje und Nofretete, Mutter und Ehefrau des Königs Echnaton, überliefert. Der Irrtum, dass alle Sphingen weiblich sind, kommt aus der griechischen Kunst. Hier trifft die Bezeichnung „die Sphinx“ nämlich tatsächlich zu. Sphingen werden hier mit Frauenkopf und manchmal sogar mit Brüsten dargestellt. Dieses Motiv findet sich an vielen Stellen in der europäischen Kunst der Neuzeit seit dem Barock, und deshalb sagen die meisten Leute "die Sphinx", weil sie den ägyptischen Ursprung, den großen Sphinx von Giza, nicht kennen.