Feste

Für Ägypten ist eine große Zahl von Festen bekannt, die zu Ehren der Götter oder der Toten gefeiert wurden; über private Feste wissen wir dagegen wenig (es gibt zum Beispiel keine Belege für Geburtstagsfeiern für Menschen, nur für Göttergeburtstage). Die Feste bezogen sich auf ein besonderes Ereignis und wurden an einem bestimmten Tag gefeiert, so wie es auch heute noch für religiöse Feste und Jahresfeste gilt (Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Jahresende, Neujahr usw.). Die Feste fanden meist in Tempeln statt und waren mit einer Prozession verbunden. Dabei trugen die Priester die Götterstatue aus dem Tempel und durch die Stadt oder zu einem anderen Tempel, damit die ganze Bevölkerung den Gott sehen konnte.

Eins der wichtigsten Feste war das so genannte Opet-Fest. Es fand alljährlich in Theben statt zu Ehren des Gottes
Amun-Re und dauerte 27 Tage! Den Höhepunkt des Festes bildete das Tragen der Statue des Gottes Amun aus dem Karnak-Tempel heraus in Prozession zu dem 2,5 km entfernten Luxor-Tempel. Dort feierten die Leute dann einige Tage, bevor der Gott wieder nach Karnak zurückgetragen wurde.

Jeder Gott und damit jeder große Tempel im Land hatte seine eigenen Feste; aber auch zu Ehren der Toten wurden Feste gefeiert. Am bekanntesten ist das "Schöne Fest vom Wüstental", das im Neuen Reich auf dem Westufer von Theben gefeiert wurde, wo die Felsgräber der Könige und der Beamten dieser Zeit liegen. Dann zog der Gott Amun-Re in seiner Prozessionsbarke vom Karnak-Tempel aus auf das andere Ufer des Nil und besuchte unter allgemeiner Anteilnahme der Bevölkerung die Totentempel der verstorbenen Könige (zum Beispiel das Ramesseum und Medinet Habu). Anschließend begaben sich die Menschen zu den Gräbern ihrer Angehörigen und veranstalteten im Vorhof zu den Grabanlagen ein großes Festessen mit
Musik und Tanz; zu Ehren der Götter und der Toten trank man dann so viel Wein oder Bier, bis man berauscht war.