Schreiber

Keine Verwaltung ohne Beamte, keine Beamten ohne Ausbildung zum Schreiber! Denn ohne Lesen, Schreiben und Rechnen konnte man nicht Beamter werden, da diese Fertigkeiten die Grundlage jeder Verwaltungsarbeit bildeten. Die Schreiber waren also unerlässlich für den ägyptischen Staat, als einfacher Schreiber begann jeder Beamte seine Laufbahn. Die Ausbildung zum Schreiber war also Voraussetzung für eine solche Laufbahn und für jede höhere berufliche Stellung; das galt auch für Berufe wie Arzt, Architekt und bestimmte Handwerker, die alle ebenfalls Angestellte des Staates waren. Ohne lesen, schreiben und rechnen zu können, konnte man in Ägypten nichts erreichen: Wissen war schon damals Macht!


Wer Schreiber werden wollte, musste vorher eine
Schule besuchen, in der man dann Hieroglyphen und die Schreibschrift Hieratisch lesen und schreiben lernte. Diese Schulen waren zunächst einfach die Schreibbüros der Verwaltung, als Lehrer fungierten die dort arbeitenden Beamten. Später entwickelten sich Schulen an den Tempeln, die schon eher unseren heutigen Vorstellungen von Schule entsprachen. Der Schreiber lernte in seiner Ausbildung aber noch vieles mehr: Die Werke der ägyptischen Literatur standen ebenso auf dem Stundenplan wie Mathematik; auch Astronomie gehörte dazu, damit sie die Zeit und das Datum von Festen bestimmen und mit dem Mond- sowie Sonnenkalender umgehen konnten. Anschließend an die Schreiberausbildung stand den jungen Männern (Mädchen waren von der Ausbildung ausgeschlossen) die staatliche Verwaltung als großes Berufsfeld offen. Sie konnten aber auch weiterlernen und Arzt werden oder andere hoch spezialisierte Berufe ergreifen, die z.B. mit dem Götterkult zusammenhingen und daher in Tempeln gelehrt wurden.. Zum Handwerkszeug des Schreibers gehörten Papyrus, eine Schreibpalette, Binsen, Wasser und die Grundstoffe für schwarze und rote Tinte.

Schreiber werden im Schneidersitz auf dem Boden hockend dargestellt, mit einer aufgerollten Papyrusrolle, die auf ihren Oberschenkeln und Knien liegt. Selbst höchste Beamte ließen sich als Schreiber in ihren Grabstatuen darstellen, denn sie wollten das hohe gesellschaftliche Ansehen, das alle Schreiber genossen, für das ewige Leben im Jenseits erhalten.