Zu jedem Tempel gehörten Ländereien und Leute, die sie bewirtschafteten; die Erträge benötigte man, um täglich frische Opfergaben für den Götterkult zu haben. Auch die Angestellten des Tempels und die Priesterschaft wurden aus diesen Erträgen entlohnt. Wenn ein Pharao mit reicher Beute aus dem Krieg heimkehrte, schenkte er diese zum Teil an die Tempel, auch erhielten sie Zuteilungen aus den königlichen Vorratshäusern, wenn sie Materialien wie Bausteine, Holz, Bronze, Edelmetalle und –steine benötigten. Denn all das war Eigentum des Königs und konnte nur von ihm verteilt werden. Zu den Tempeln gehörten auch Werkstätten, wo Handwerker diese Materialien verarbeiteten. Tempel waren also nicht nur Gotteshäuser, sondern auch wichtige Wirtschaftsbetriebe.
Neben den reinen Göttertempeln gab es schon
seit dem Alten Reich auch Tempel für die verstorbenen Könige, die
allgemein „Totentempel“ genannt werden. Hier wurde der Totenkult
für den Pharao ausgeübt, der oft noch Jahrzehnte über das Begräbnis hinaus aufrechterhalten wurde. Für den Totenkult der Pyramidenerbauer
Cheops, Chephren und Mykerinos in Giza lassen sich noch bis in das späte
Alte Reich Priester nachweisen, als diese Pharaonen schon 200 Jahre tot waren.
Berühmt sind die riesigen Totentempel des Neuen Reiches wie das Ramesseum
und Medinet Habu, die Ramses II. und Ramses III. auf dem Westufer von Theben
errichten ließen. Diese Tempel galten aber nicht allein dem königlichen
Totenkult, sie waren gleichzeitig auch immer dem Kult des damaligen Reichsgottes
Amun-Re geweiht.