Wesir

Der Wesir – heute würde man Minister sagen – war der höchste Beamte des Staates und Vorgesetzter aller Verwaltungsbüros. Er war der mächtigste Mann in Ägypten nach dem Pharao. Im Alten Reich bekleideten vor allem Prinzen dieses Amt, da der König die hohe Verantwortung nur Männern seines persönlichen Vertrauens übertrug. Der Wesir beaufsichtigte die gesamte Verwaltung, er war daher auch verantwortlich für die großen Bauvorhaben (Königsgrab, Paläste, Tempel). Ein berühmter Wesir war Hem-iunu. Die Sitzstatue aus seinem Grab in Giza befindet sich heute im Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Er war der Wesir des Königs Cheops und außerdem dessen Neffe; er lebte vor mehr als 4500 Jahren und führte die Aufsicht über den Bau der Großen Pyramide von Giza, dem Grab seines königlichen Herrn und Onkels Cheops.

Ein Text, der aus dem Neuen Reich überliefert ist, schildert die Pflichten des Wesirs und wie sein Arbeitstag aussah, wenn er sich in der Residenz des Königs aufhielt und nicht in dessen Auftrag das Land bereiste, um überall nach dem rechten zu sehen. Morgens musste er sich als erstes beim König melden und diesem Bericht über den „Zustand des Landes“ erstatten. Dann besprach er mit ihm die großen Bauvorhaben und Expeditionen, mit denen man Bausteine aus den Steinbrüchen und Zedernholz aus dem Libanon beschaffte. Danach saß der Wesir in seinem Büro und empfing die Leiter der einzelnen Verwaltungsbüros, die ihm Bericht über ihre Arbeitsbereiche erstatteten. Viel Zeit verbrachte der Wesir auch im Gericht, denn er vertrat dort den König als oberster Richter; er konnte alles allein entscheiden bis auf die Todesurteile, die nur der König selbst fällen konnte.

Die Arbeit des Wesirs nahm im Neuen Reich, als Ägypten zusätzlich über große Teile des heutigen Sudan und über Syrien-Palästina herrschte, so zu, dass Thutmosis III. das Amt verdoppelte; der „Wesir des Nordens“ hatte seinen Amtssitz in Memphis und später in der Ramsesstadt, der „Wesir des Südens“ amtierte in Theben.

Pyramide