Texte, Textgattungen

Die Ägypter verfassten im Laufe ihrer mehr als 3.000 Jahre dauernden Geschichte zahllose Texte und hinterließen uns damit wichtige Quellen, aus denen sich die Geschichte und die Entwicklung ihrer Kultur rekonstruieren lassen. Viele Textarten und –gattungen, die es auch heute noch gibt, sind schon für die pharaonische Zeit belegt.

Sie schrieben ihre alltäglichen Notizen, Abrechnungen, Listen und Briefe auf Ton- und Kalksteinscherben (die so genannten Ostraka, die als eine Art Notizzettel dienten), denn dafür war der teure Papyrus viel zu schade. Ostraka benutzten auch die Schreibschüler für ihre Übungen, die Maler und Zeichner für ihre Skizzen. Wichtige Texte schrieb man sorgfältig auf Papyrus; offizielle Texte wie Königs- und Tempelinschriften wurden für die Ewigkeit auf Stein geschrieben.

Historische Texte: Dazu gehören alle Königsinschriften in Tempeln und auf Stelen, auch königliche und Tempeldekrete, Königslisten, Berichte von Beamten und Militärangehörigen über ihre Teilnahme an Feldzügen oder Expeditionen (in Privatgräbern aufgezeichnet). Sie sind in der Regel auf Stein überliefert.

Religiöse Texte: Sie bilden die größte Gruppe der überlieferten Texte und finden sich auf Tempel- und
Grabwänden, auf Stelen und Statuen sowie auf Papyrus aufgezeichnet. Es gibt Hymnen und Gebete, Schöpfungsmythen, Rituale, Jenseitsführer und Unterweltsbücher, Totenbuch, Pyramidentexte, Sargtexte und vieles mehr.

Biographische Texte: So nennt man die Texte, in denen Beamte ihre Laufbahn schildern und besondere Aufträge, die sie im Staatsdienst erfüllt haben, ihre Ehrungen durch den König auflisten und berichten, dass sie sich immer an die Gesetze der Maat (Weltordnung) gehalten haben. Zu finden in Gräbern, auf Statuen und Stelen.

Medizinische Texte: Das sind Sammlungen von Diagnosen (in die Kategorien heilbar, vielleicht heilbar, unheilbar eingeteilt) für Ärzte mit Vorschlägen, wie man behandeln soll; auch Sammlungen von Rezepten mit Anwendungshinweisen. Auf einigen wenigen Papyrusrollen erhalten, also selten!
Mathematische Texte: Sammlung von Rechenaufgaben und Anleitungen, wie man beim Berechnen vorgeht; nur auf Papyrus erhalten, sehr selten!

Lebenslehren: Die Lebens- oder Weisheitslehren machen den größten Teil der „schönen Literatur“ der Ägypter aus; es sind Zusammenstellungen, wie sich der ideale Beamte zu benehmen hat, wenn er im Leben und im Beruf erfolgreich sein will und das Totengericht bestehen möchte; diese Texte gehörten zur
Schullektüre und mussten nach Diktat aufgeschrieben werden (die oft misslungenen Versuche sind auf zahllosen Ostraka erhalten): Diese Texte schrieb man auf Papyrusrollen auf, in Auszügen und Zitaten sind sie auch auf Ostraka überliefert.

Gedichte, Erzählungen: Die „Liebeslieder“ der Ramessidenzeit kann man als Gedichte bezeichnen; Erzählungen von romanhaftem Charakter sind „Sinuhes Flucht“, „Der Schiffbrüchige“, „Die Geschichte vom Prinzen und seiner klugen Frau“, „Die Eroberung der Stadt Joppe“, „Das Märchen von den zwei Brüdern“, „Wundererzählungen vom Hofe des Königs Cheops“. Die Texte sind alle auf Papyrus überliefert, in Auszügen auch auf Ostraka.

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